Anstand und Würde! oder: Der Ton macht die Musik!

Kürzlich unterzog ich mich einem kleinen Eingriff. Nichts dramatisches (harmlos, wie mir ungefragt auch von unbeteiligter Stelle versichert wurde. Nicht erwähnenswert; weil, dies würde täglich millionenfach gemacht.) Dies wage ich zu bezweifeln, aber sei´s drum. Genug passive Aggressivität für den Moment.

Die Vorbesprechung in der behandelnden Praxis war fachlich gut, aber menschlich gesehen unangenehm. Die angestellten Arzthelferinnen stichelten bereits im Empfangsbereich aufeinander ein, Fehler wurden einander hin-und her geschoben, eine Lösung des Problems unter 4 Augen herbeizuführen, ohne im Beisein der Patienten, schien nicht in Betracht zu kommen. Beschämt schaute ich auf meine Fingernägel. Mein behandelnder Chirurg entpuppte sich als streng und humorlos was nicht weiter schlimm gewesen wäre.. nur etwas beängstigend. Bin ich doch der Meinung, Patienten können ein aufmunterndes Lächeln oder eine Nettigkeit gebrauchen. Ich schaffte das Ding der Unmöglichkeit: mit einem Witz ein Lächeln auf Onkel Doktors Gesicht zu zaubern. Beruhigend. Skalpell und Seele. Sei mir an dieser Stelle etwas Eigenlob gewährt.. ich BIN witzig! Verdammt!! 🙂

Ich ging mit einem guten Gefühl und kam mit diesem am Tag des Eingriffs zurück. Leider ging es mir körperlich und moralisch nicht gut, die Anästhesie vertrug ich auch nicht. Mein erster Gedanke: „Ich will brennen – ASP“ (https://www.youtube.com/watch?v=IR8TJzFwBmk) Bis ich kapierte wie mir geschah wurde ich mit Propofol ausgeknockt. Mein zweiter Gedanke: „oh, Propofol- Michael Jackson?!“ Als ich aus dem Dämmerschlaf erwachte war bereits alles über die Bühne gegangen. Der Rest des Tages war ok. Richtig blöd wurde es bei der Nachversorgung. Erneuter Catfight unter den Arzthelferinnen, Klassiker: Azubine kriegt Verbalprügel im Beisein der wartenden Patienten. (Diesen Satz vergesse ich nicht: „Wer war das? Ach so, niemand! Der Herr Niemand und der Herr Keiner, die arbeiten hier zuhauf!“) Längst ausgelernte, ältere Angestellte echauffieren sich über den Nachwuchs. Ich frage mich erneut ob  Ausbildung heute SO aussieht und wie ich mich damals gefühlt hätte. Und wie sich die Damen gefühlt hätten. Ich bin sicher, ich hätte mir die junge Frau geschnappt und ihr in einem anderen Zimmer konstruktiv erklärt wie es zu laufen hat. Wie soll sie denn etwas lernen wenn sie keine Erklärung über den Klinikbetrieb bekommt sondern nur Kritik? Showdown im Arztzimmer: die junge Frau sollte mich verbinden und Pflaster aufkleben. Was ihr nicht auf Anhieb gelang. Die Folge: ein böser Anschnauzer vom Arzt, inklusive Verbandszeug entgegenschmeißen, runterputzen und den Raum stürmisch verlassen. Eine Szene wie aus Denver Clan. Ich war so dermaßen peinlich berührt, das Mädchen den Tränen nahe. Ich konnte mir ein paar aufmunternde Worte nicht verkneifen, sie tat mir einfach leid.

Lieber Dr. Eisenbart! (richtiger Name der Redaktion bekannt) Leider werde ich Ihre Praxis in Zukunft nicht mehr betreten. Vielleicht gibt es einen anderen guten Chirurg in meiner Nähe, der fachlich so gut ist wie Sie und menschlich gesehen… anders? Höflicher zu seinen Mitmenschen, vielleicht sogar noch sympathisch und witzig dazu? Wer weiß. Kommt auf einen Versuch an! Und wenn dieses Verhalten dann noch auf die Mitarbeiter abfärbt – um so besser.

26022015 153

3 Gedanken zu „Anstand und Würde! oder: Der Ton macht die Musik!

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